Vor nicht mal einem Jahr habe ich noch nicht gewusst, dass Ventotene überhaupt existiert. Jetzt bin ich schon zum dritten Mal innerhalb von sechs Monaten hier auf dieser Insel, die vor Neapel und unweit von Ischia liegt.
Zum ersten Mal im Januar. Da fällt man als Fremde schon auf, wenn man in Formia an Bord der Fähre geht. Inzwischen ist viel passiert. Kürzlich war sogar Frau Merkel hier. Im August fand der Gipfel zwischen Renzi, Hollande und Frau Merkel hier statt. Mitten im Meer. Warum?
Vor Ventotene liegt ein Fels im Meer, Santo Stefano. Ein Gefängnis einst, von den Bourbonen im 18. Jahrhundert erbaut. Eine mächtige und bemerkenswerte Architektur in Form eines Hufeisens. Altiero Spinelli, der gemeinsam mit weiteren Antifaschisten auf Santo Stefano inhaftiert war, hat hier das Manifest für ein freies und vereintes Europa verfasst. Matteo Renzi hat viele Millionen Euro versprochen für ein Centro Studi Europeo im ehemaligen Gefängnisbau. Eine symbolische Geste, ein Signal für ein neues Europa, wie Renzi es benennt. Man darf gespannt sein, was in den nächsten Jahren passiert… ein gewisses Interesse an Ventotene regt sich schon, auch ausserhalb Italiens.
Einstweilen geht das Leben auf Ventotene seinen Gang. Katzen dösen. Die Sommersaison geht dem Ende zu und die Insel fällt in den Winterschlaf. Die Besonderheit, die ein Inselleben ausmacht, ist die Isolation. Jede Abreise ist definitiv. Man ist da oder man ist weg. Ein Dazwischen gibt es nicht.