Zum ersten Mal habe ich die Luminarie in Sizilien vor rund zwanzig Jahren gesehen. Damals waren mir die süditalienischen, religiösen Feste noch fremd, und ich dachte, dass es sich um Weihnachtsbeleuchtung handelte, die vergessen worden war. In den Sommernächten, vor allem während der Feste patronali, sind die Strassen und Plätze des Mezzogiorno geschmückt und bunt beleuchtet.
Luminarie (von lumen Licht) nennt man die abertausenden von bunten Lämpchen auf den sogenannten Parature, Konstruktionen aus weißem Holz, in ornamentalen Formen. Effimere Architektur. In der Toskana oder in Norditalien habe ich sie nie gesehen. Auch hier im Latium tauchen sie nur vereinzelt auf. Man schmückt hier Pforten und Tore auch gerne mit schweren samtenen, meist dunkelroten Vorhängen. Jetzt weiß ich, dass die Heimat der Luminarie das Salento ist. Hier werden sie hergestellt. Und hier haben sie auch jedes Jahr ihr eigenes Fest. Ja, die Festdekoration wird zum Gegenstand eines eigenen Festes.
Scorrano, eine Gemeinde mit rund 7000 Einwohnern, nennt sich Capitale del mondo delle Luminarie. Ein eigenes Gewerbe, ein eigenes Handwerk ist entstanden. Man beginnt darüber nachzudenken, wie viele Feste es im Laufe des Sommers wohl allein in einer kleinen Provinzstadt gibt…. Eine eigene Dienstleistung ist wiederum der Verleih der Luminarie. Denn welches Dorf kann sich das schon leisten, die gesamte Beleuchtung auf- und wieder abzubauen, und nicht nur einmal im Jahr. Geschweige denn einzulagern wenn sie gerade mal nicht gebraucht wird?
Ebenso faszinierend sind die Luminarie, wenn sie ausgeschaltet sind. Eigentlich gefallen sie mir dann noch besser…. Linien im Raum. Dann beherrscht das Weiß die Szenerie und die kleinen Lämpchen leuchten bunt auf, wenn sich das Sonnenlicht darin spiegelt.