Zum ersten Mal von Genazzano gehört habe ich während meines Studiums. Das Ninfeo di Bramante, ein scheinbar nie fertiggestellter ungewöhnlicher Bau, war unumgänglich für jeden, der sich mit italienischer Renaissancearchitektur beschäftigt hat. Erst Jahrzehnte später bin ich dann zufällig nach Genazzano gekommen, habe mich erinnert und den Bramante-Bau endlich besucht.
Das erstaunliche an Bramantes Nymphäum, im frühen 16. Jahrhundert aus Tuff und Travertin auf den Ruinen einer römischen Konstruktion erbaut: Es wurde, wie man vor Kurzem herausgefunden hat, nie bewohnt, sondern als die früheste in der europäischen Baugeschichte bekannte künstliche Ruine erbaut.
Es ist ein magischer Ort, inmitten von Gemüsebeeten und Wiesen, etwas versteckt am Ufer eines kleinen Bachs gelegen, nicht unbedingt gepflegt. Und nie habe ich einen anderen Menschen dort gesehen. Während man darüber sinniert, wozu dieses Nymphäum wohl gedient haben mag, holen einen die Einfamilienhäuser im Hintergrund wieder in die Gegenwart zurück. Und lassen darüber schmunzeln, wie die Neuzeit Bramantes Formen aufgenommen und weiter verarbeitet hat…
Es gibt noch mehr Interessantes zu sehen in diesem Ort. Das Castello, das heute eine Sammlung zeitgenössischer Kunst beherbergt, die ich leider noch nie zu sehen bekommen habe. Zugleich mit der Erbauung des Nymphäums wurde auch die mittelalterliche Burg, die wie so oft in dieser Gegend mit dem Namen der Familie Colonna verbunden ist, im Stil der Renaissance renoviert und mit einem imposanten mehrstöckigen Portikus im Innenhof versehen.
Ich mag auch das Ortsbild auf dem lang gezogenen Hang, die zwei parallelen Gassen, die aufwärts führen zum Castello hin, gesäumt von zahlreichen imposanten Palästen aus dem Mittelalter und den Jahrhunderten danach. Das ist es, was Genazzano so besonders macht – herrschaftlicher wirkt es mit seiner repräsentativen Architektur als die meisten anderen die Hügel bekrönenden Orte ringsherum. Viele Gemüsegärten gibt es hier, draußen, außerhalb des Borgo, angelegt. Und innerhalb des Borgo alte Damen, die vor ihren Türen zwei, drei Kisten mit Tomaten, Zucchini und Zwiebeln präsentieren. Eine altertümliche Waage, ein Holzkistchen mit Wechselgeld.