Es sind Momente, Augenblicke nur im Laufe der Zeit, in denen sich die Insel mit Leben erfüllt. Im August, wenn die Italiener Ferien haben, füllt sich der kleine Strand, Kinder schreien, eine Bar auf den Klippen, eine Pizzeria wo im Winter nichts zu sehen war. Bevor die Insel dann in den Winterschlaf fällt, erreicht das Leben im September mit dem Fest der Heiligen Candida seinen Höhepunkt.
Dieses Fest ist völlig verrückt. Jedenfalls ist es das erste Mal, dass ich morgens um sechs geweckt werde von einem Feuerwerk – mit Sonnenaufgang und über dem Meer. Ja, die Böllerschüsse zu Ehren der verschiedenen Heiligen, frühmorgens, sind mir bekannt. Aber ein Feuerwerk? Und es ist natürlich nicht das Einzige. Das Fest der Santa Candida dauert zehn Tage – und jeden Abend nach der Messe ein Feuerwerk. Zum Abschluss am 20. September kulminiert das Ganze dann… früh um sechs. Dann im kleinen Hafen am späten Nachmittag, zu Ehren der Heiligen, die mit der Prozession vorbeigetragen wird. Und dann natürlich noch einmal zum Abschluss des Festes nachts um eins.
Zum Fest der Heiligen Candida steigt hier alles in die Luft… Luftballons die Kinderhänden entgleiten, ein silbern schimmerndes Pferdchen in den Wolken über dem Meer. Seifenblasen überall. Und nach der Messe, nach dem Feuerwerk natürlich die von den Insulanern handbemalten riesigen Heissluftballons aus Papier… jeden Abend, zehn Tage lang, begleitet von den Rufen der Bevölkerung ue’ ue’ o’ pallon.
Eine Tradition neapolitanischer Herkunft, die papiernen Ballons. Die Brüder Montgolfier waren es, die mit den Ballons, dem Feuer und der heissen Luft experimentierten und schliesslich 1783 zum ersten Mal einen Heissluftballon vor Publikum in die Luft stiegen liessen. Ein Spiel am Hofe Ludwig des XVI. in Versailles. Die Verbindung von Frankreich und Neapel zu Beginn des 19. Jahrhunderts unter Napoleons Herrschaft war eng. Vermutlich sind sie so nach Neapel und dann weiter nach Ventotene gelangt, die Ballons.
Buona Santa Candida… bis zum nächsten Jahr!