Kennst Du das Land wo die Zitronen blühen, im dunklen Laub die Goldorangen glühen… Irgendwo stand sogar geschrieben, dass Goethe hier die berühmten Zeilen geschrieben hat. Hier in Terracina, am südlichen Rand des Latiums wo der Golf von Neapel schon in Reichweite ist. Ich erinnere mich nicht, wo das geschrieben stand. Eine der vielen unklaren Überlieferungen rund um Goethe und seine Reisen. Obwohl doch die erste Version des Wilhelm Meister bereits vor der Italienischen Reise entstanden ist. Man liest, man hört es immer wieder hier und da.
Dass er hier in der fruchtbaren Ebene rund um Fondi und Terracina zum ersten Mal die Goldorangen habe glühen sehen, die er schon zuvor beschrieben hat. Dass er, kaum von Rom aufgebrochen, hier den Süden fand, dass hier bei Terracina der Mezzogiorno beginne.
Interessant ist, dass es noch immer so ist. Dass wir auch ohne Goethe und seine Zeilen diesen Wechsel spüren, das andere Licht. Alles ändert sich, wenn man von Rom her, oder von den Bergketten südöstlich der Ewigen Stadt in die Ebene reist. Zunächst das Licht, das auch in den Wintermonaten hier ein ganz anderes ist. Ein Schauspiel neuer Vegetation, wie Goethe schreibt. Nicht, dass es in den Hügeln nicht auch Kaktusfeigen gäbe, oder Bougainvillea hier und dort. Es ist eine andere Form von Üppigkeit. Die Orangen- und Zitronenhaine, oder stachlige fleischige Gewächse die auch den Sommer überstehen, das Grillengetöse, kaum ist im Frühjahr eine bestimmte Temperatur erreicht. Der Duft der Pinien und der Feigen.
Aber das ist nicht alles. Die Architektur. Hier sind die Häuser weiss gekalkt, manchmal auch bunt angemalt. Nicht mehr der mittelalterliche Borgo mit seiner steinernen Präsenz auf dem Fels. Portici, von Bogen überzogene Terrassen, schützen vor dem Sonnenlicht. Und die Dächer sind flach. Das ist vielleicht das, was sich mir am stärksten eingeprägt hat – der Wechsel von ziegelgedeckten schrägen, zum kalk- getünchten flachen Dach. Mignon hatte wohl recht, sich dahin zu sehen notiert Goethe am 24. Februar 1787 in Fondi. Und wie so oft hat er Recht.